Später 356, früh abgestellt

3 Jahre, 4 Monate her - 5 August 2021, auto motor sport
Später 356, früh abgestellt
Dieser 356 stand 44 Jahre in einer Scheune und wurde nun mit 7.539 Meilen auf dem Tacho versteigert. Der Preis lag erstaunlich hoch.

Als Porsche Ende 1964 diesen 356 C baute, lief schon der 911 vom Band. Einige Kunden wollten trotzdem noch den günstigeren und kleineren 356 haben. Dessen Nachfolger als Vierzylinder-Porsche war der 912, der 1965 auf den Markt kam.

Porsche 356, 1964 gebaut

Das 356 C Coupé, das Silverstone Auctions am Samstag, 31. Juli 2021 in Silverstone versteigert hat, stammt aus dem Modelljahr 1965. Das neue Modelljahr beginnt in der Regel nach den Werksferien des Vorjahres. Laut Auktionshaus tragen viele Teile dieses 356 einen Zeitstempel von 1964.

Ausgeliefert wurde das rechtsgelenkte Coupé nach Großbritannien. Der ausliefernde Händler, die AFN Ltd., hat noch vor Auslieferung einen Super-90-Motor eingebaut, vermutet das 356-Registry. Zugelassen wurde das Baliblau lackierte Coupé jedoch erst 1966 – da lief schon kein 356 mehr vom Band.

7.539 Meilen – oder 107.539?

Originale Unterlagen wie Betriebsanleitung und Serviceheft gehören ebenso zum Auto wie Steuerbelege, Nachweise über die technische Untersuchung (MOT) und Werkstattrechnungen. Eine davon belegt eine 1976 durchgeführte Motorrevision. Danach wurde das Coupé offensichtlich abgestellt und nicht mehr bewegt. Aktuell steht der fünfstellige Meilenzähler bei 7.539 (12.133 Kilometer). Ob es in Wahrheit 107.539 (173.067 Kilometer) oder 207.539 Meilen (334.002 Kilometer) sind, spielt keine große Rolle – eine erneute Motorrevision wird nach der langen Standzeit wahrscheinlich ohnehin nötig sein. Die blaue Steuermarke im linken unteren Eck der Windschutzscheibe ist am 31. September 1977 abgelaufen.

Versteigert für 69.750 Pfund
Laut Silverstone Auctions ist der Porsche komplett. Das scheint auf den ersten Blick auch zu stimmen; allerdings fehlen die Radkappen. Die waren beim C wegen der serienmäßigen Scheibenbremsen schlichter gestaltet. Ansonsten scheinen sogar Bordwerkzeug, Starterbatterie und ein alter Kanister Shell-Öl ebenso zum Auto zu gehören wie eine alte britische Straßenkarte. Selbst leere Gitanes-Zigarettenschachteln und eine leere Chipstüte scheint jemand aufgehoben zu haben. Welchen Bezug zum Auto sie haben, ist unklar. Versteigert wurde der 356 für 69.750 britische Pfund. Der Preis von umgerechnet etwa 81.700 Euro entspricht dem, was ein 356 1600 SC in gepflegtem Zustand wert wäre – wovon das versteigerte Auto ein Stück weit entfernt ist.

Warum jemand Ende der 70er einen 12 Jahre alten Porsche abgestellt und offenbar nie mehr gefahren hat, kann nur vermutet werden. Tatsache ist, dass original erhaltene Autos einen ganz eigenen Reiz besitzen, der durch eine behutsame Restaurierung erhalten bleiben sollte. Alles neu zu machen – oder sogar besser als neu – wie es lange üblich war, wäre bei diesem 356 Coupé ein schwerer Fehler, der nicht nur Substanz und Historie vernichten würde, sondern auch nie wieder rückgängig gemacht werden könnte. Denn die Geschichte eines Oldtimers macht einen ganz wesentlichen Teil seiner Faszination aus. Entsprechend hoch lag der Preis, den das Auto bei der Auktion erzielt hat.

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