Marcello Gandini und Gian Paolo Dallara haben mit dem Lamborghini Miura einen aufsehenerregenden Sportwagen geschaffen, dessen Auftritt über 50 Jahre nach seinem Debüt Münder offenstehen lässt wie die Klappen an Bug und Heck des Mittelmotor-Sportwagens. Keiner hat davor und danach ein Serienauto mit quer mittig positioniertem Zwölfzylindermotor gebaut.
Verkaufspreis 1,86 Millionen Euro
Bei Gooding & Company kommt während der Pebble-Beach-Auktion am 16/17. August 2024 ein Lamborghini Miura unter den Hammer, der laut Beschreibung mehr als 35 Jahre im Wohnzimmer seines Besitzers gestanden haben soll. Es handelt sich um einen P 400S aus dem Baujahr 1970, also schon die verbesserte Version mit 370 PS. Das sind 20 mehr als bei der Urversion. Der S hat außerdem ein steiferes Chassis, ein optimiertes Fahrwerk und innenbelüftete Bremsscheiben.
Die Zeitläufte überstand der in Luci del Bosco lackierte Sportwagen unrestauriert. Die Nummern von Motor und Karosserie stimmen laut Beschreibung mit der Chassisnummer 4614 überein. Das Estimate lag bei 2,0 bis 2,5 Millionen US-Dollar, umgerechnet 1,84 bis 2,3 Millionen Euro. Inklusive Aufgeld erzielte der Miura einen Verkaufspreis von 2,04 Millionen US-Dollar, umgerechnet 1,86 Millionen Euro. Der Schätzpreis wurde damit knapp erreicht.
Verkaufspreis 1 Mio. Euro
02.02.2023 - Orange war der Miura S mit der Chassisnummer #4280 nicht immer. Er verließ das Werk am 23. Oktober 1969 in Rosso Corsa. Der Motor des 1968 präsentierten S hat einen 20 PS stärkeren V12-Motor vor der Hinterachse. Das genügte einem späteren Besitzer nicht: Er ließ den Zwölfzylinder im Rahmen einer umgerechnet 430.000 Euro teuren Restaurierung auf die 380 PS des 1971 lancierten SV bringen. Die Optik entspricht sogar jener des Jota: Den hatte sich Lamborghini-Testfahrer Bob Wallace nach FIA-Reglement als Rennwagen aufgebaut. Aluchassis und diverse kompromisslose Leichtbaumaßnahmen senkten das Gewicht, der V12 soll 420 PS gehabt haben. Das Auto wurde 1972 bei einem Unfall zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Im Werk entstanden nach Jota-Vorbild diverse SVJ. Private Besitzer nehmen manchmal den Jota als Vorbild. So auch bei diesem Auto, das 2006 und 2013 in Japan die aktuelle Optik bekam. Schon zuvor war ein SV-Motor unter die Haube gewandert. Nach etwa 30 Jahren in Japan wurde der Miura 2014 bei einer Auktion nach Schweden verkauft und kam anschließend in eine britische Sammlung. In Großbritannien bekam der Zwölfzylinder im November 2022 einen großen Service für 7.500 Pfund (umgerechnet etwa 6.500 Euro). RM Sotheby's hat das Auto am 1. Februar 2023 in Paris versteigert. Der Schätzpreis von 900.000 bis 1.000.000 Euro wurde erreicht: Inklusive Aufgeld kostete der Miura 1,018 Millionen Euro.
50 Jahre bei einem Besitzer
18.10.2022 – Das französische Auktionshaus Artcurial hatte am Sonntag, 16. Oktober, in Paris einen Lamborghini Miura P 400 S versteigert, der über 50 Jahre bei einem Besitzer war. Auf dem Tacho des Sportwagens aus dem Baujahr 1969 stehen 52.143 Kilometer, die mit dem originalen Motor zurückgelegt wurden. Der Schätzpreis lag bei 900.000 bis 1.400.000 Euro. Inklusive Aufgeld für das Auktionshaus erzielte der Sportwagen 1,416 Millionen Euro.
Leider ist die Farbe nicht mehr original. An den Erstbesitzer, einen italienischen Industriellen, wurde Chassisnummer 3997 in "Miura White" mit blauem Leder-Velours-Interieur ausgeliefert. Als der zweite Besitzer das Auto 1974 verkaufte, war es gelb lackiert und hatte ein grünes Interieur. Das Interieur hat er noch heute. Jedoch ließ der französische Drittbesitzer den Miura nach dem Kauf in Rot lackieren – das gehöre bei einem italienischen Sportwagen so, erklärte er gegenüber Artcurial. In 48 Jahren fuhr der heute 87-jährige Franzose weniger als 10.000 Kilometer. Diverse Rechnungen von Werkstätten rund um seinen Wohnort Toulouse belegen die regelmäßige Wartung des quer eingebauten Mittelmotors, der laut Beschreibung sofort anspringt und auf allen Zylindern läuft.
Miura bei RM Sotheby's in Monterey
01.09.2021 -Eine besondere Geschichte hatte ein Lamborghini Miura, den RM Sotheby's im August 2021 in Monterey versteigert hat. Den hatte als Neuwagen die Tochter iranischer Eltern bekommen. Sie sollte einen Lamborghini Miura zum Studium nach Kalifornien mitnehmen. Vor Ort sollte sie das Auto verkaufen und von dem Erlös ihr Studium finanzieren. So die Idee der Eltern. Die Tochter gab auch brav eine Anzeige auf, verkaufte das Auto jedoch nicht. Sie fuhr es zwei Jahre.
Nach einem Unfall, bei dem die Karosserie auf Höhe des rechten Scheinwerfers beschädigt wurde, verkaufte sie den Miura an eine Werkstatt, bei der das Auto auch in der Wartung war. Der Werkstattbesitzer hatte vor, den Schaden zu reparieren und bestellte dafür 1977 bei Lamborghini Teile. Aus irgendwelchen Gründen kam es jedoch nie zu der geplanten Reparatur und der Sportwagen blieb samt den Neuteilen in einer Lagerhalle stehen.
Erst etwa vier Jahrzehnte später kaufte ein Enthusiast den Miura. Der stand sogar noch auf den originalen Pirelli Cinturato CN 73 der Dimension GR 70 VR 15. Der Tacho steht heute bei weniger als 16.000 Meilen (etwa 25.000 Kilometer). Er entschied sich, das Auto nicht komplett zu restaurieren und möglichst weitgehend zu erhalten.
Verkauft für zwei Millionen Euro
Ausgeliefert wurde der Miura 1971 in Grauweiß. Das originale Interieur in blauem Leder ist noch erhalten. Der Schätzpreis lag bei umgerechnet 1,5 bis 1,9 Millionen Euro. Verkauft wurde der Miura am 14. August 2021 im kalifornischen Monterey für 2,095 Millionen Dollar, was damals umgerechnet 1,78 Millionen Euro entsprach.
Der Miura P400 S
Lamborghini hatte den 1965 in Turin präsentierten Miura stetig weiterentwickelt. Die späteren S-Modelle der Serie II hatten ab 1971 einen stärkeren V12-Motor mit 370 statt 350 PS Leistung und einige technische Verbesserungen erhalten. Der Rahmen wurde verstärkt, die Kühlung verbessert und die Bremsanlage erhielt innenbelüftete Scheiben. Etwa 140 Miura S wurden gebaut. Die Produktion des Miura endete 1973 nach 474 Exemplaren. Sein Nachfolger ist der Countach.
Fazit
Dass ein Lamborghini Miura wenige Kilometer auf dem Tacho hat, scheint gar nicht so selten zu sein. Viel interessanter als die Laufleistung sind häufig die Geschichten, die mit diesen Autos verbunden sind.
So hatte RM Sotheby's einen Miura verkauft, dessen Erstbesitzerin Studentin war und Artcurial ein Auto aus dritter Hand versteigert, das fast 50 Jahre lang keinen Besitzerwechsel erlebt hat. Den Preis scheint das nicht sehr stark beeinflusst zu haben, der Verkaufspreis lag mit rund 1,4 Millionen Euro im Rahmen des für dieses Modell üblichen.
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