Dieser Ford Escort RS Cosworth ist in Blue Oval-Kreisen sehr bekannt, nicht nur, weil er einst Jeremy Clarksons tägliches Gefährt war, sondern vor allem, weil es sich um eines von nur drei handgefertigten Prototyp-Vorserienexemplaren handelt, deren Herstellung damals Gerüchten zufolge mehr als 250.000 Pfund gekostet haben soll.
Anders als die Serienmodelle hatten die Prototypen aus einem unbekannten Grund keinen Katalysator. Der Clarkson-Escort ist in Mallard-Grünmetallic lackiert. Laut Auktionshaus befindet er sich in einem hervorragenden und originalen Zustand. Sogar das Original-Kennzeichen der Ford Motor Company, K38 FMC, ist noch vorhanden. Der Unterboden ist noch mit der originalen Werksversiegelung versehen.
Clarkson fuhr den Cossie
Ford hatte Jeremy Clarkson den Wagen für 12 Monate als Leihgabe angeboten. Der Top-Gear-Moderator erwähnte den "Cossie" in zahlreichen Berichten. Nach diesem Jahr wurde das Auto im Top Gear Magazin als Preis für ein Gewinnspiel ausgelobt – inklusive einer Versicherung für 12 Monate. Im Jahr 2000 fuhr Clarkson den Escort erneut: In der Fernsehsendung "Clarkson's Car Years" ist das Auto bei einer Fahrt über den "Buttertubs Pass" in North Yorkshire zu sehen, wobei Clarkson erklärte: "Eine meiner absoluten Lieblingsstraßen trifft auf eines meiner absoluten Lieblingsautos, den Cossie".
Schätzpreis: rund 80.000 Euro
Zuletzt befand sich der Escort in langjährigem Besitz. Zuletzt wurden Bremsen und Aufhängung überholt, ein Satz brandneuer "New old Stock" Originalfelgen montiert und der Dachhimmel erneuert. Der "Cossie" ist 82.514 Meilen gelaufen, umgerechnet 132.022 Kilometer. Der Schätzpreis liegt bei 65.000 bis 75.000 Pfund, umgerechnet 75.530 bis 87.150 Euro. Iconic Auctioneers versteigert das Auto am 24. August 2024 am Silverstone Circuit statt.
Rekordpreis für fast neuen Cossie
16.11.2023 - Weiß, wild und kaum benutzt: Iconic Auctioneers hat für einen fast neuen Ford Escort RS Cosworth einen neuen Besitzer gefunden. Der Zweitürer mit dem wilden Flügel ("whale tail") auf dem Heckdeckel hat 402 Meilen (643 km) auf dem Tacho und Schutzfolien im Innenraum. Er wurde für 143.750 britische Pfund (165.313 Euro) angeboten. Inzwischen ist der weiße Cossie verkauft.
Einen schwarzen Coswort mit einer nochmals niedrigeren Laufleistung hat dasselbe Auktionshaus, das damals noch Silverstone hieß, im Mai 2023 verkauft. Der beflügelte Ford aus dem Baujahr 1996 hat gerade mal 76 Meilen, umgerechnet 121,6 Kilometer auf dem Tacho und war entsprechend teuer.
Verkaufspreis: 187.895 Euro
Auf 150.000 bis 180.000 britische Pfund, also 172.470 bis 206.960 Euro, hatte das Auktionshaus das mögliche Höchstgebot geschätzt. Dazu kämen dann noch 12,5 Prozent Gebühren und 2,5 Prozent Steuern. Versteigert wurde der schnelle und fast fabrikneue Ford während des "Supercar Fest Sale of Iconic and Classic Cars 2023" auf dem Sywell Aerodrome im britischen Northampton dann für 163.125 britische Pfund, umgerechnet 187.895 Euro.
Der Escort Cosworth mit der erstaunlich geringen Laufleistung wurde 1996 produziert und ist damit einer der letzten Gebauten. Der erste Besitzer behielt das Auto 13 Jahre, der Zweitbesitzer 14 Jahre. Beide widerstanden also offensichtlich ähnlich lang der Versuchung, den merkwürdig geformten Ford-Schlüssel jener Zeit in die Hand zu nehmen und den Zweiliter-Turbomotor für eine ausführliche Runde über Land zu starten. Dabei ist der Grund, weshalb der Erstbesitzer seinen Cossie" nie bewegte, ein Tragischer: Er konnte aufgrund eines Unfalls nicht Autofahren. Der Zweitbesitzer beließ es angesichts der niedrigen Laufleistung offenbar dabei und stellte den schwarzen Zweitürer weg.
Nie ein Kennzeichen dran
In die vordere Stoßstange sind noch nicht einmal Löcher für Kennzeichen gebohrt. Gewartet wurde das Auto von Spezialisten: Zunächst alle sechs Monate mit Motorstart, ab 2014 dann jährlich ohne Anlassen. Vor dem Verkauf wurden im Rahmen eines großen Service alle Flüssigkeiten und Filter getauscht, der Zahnriemen gewechselt, die Zündkerzen erneuert, eine neue Batterie eingebaut und die Kraftstoffleitungen gespült.
Einer der letzten Escort Cosworth
8.11.2022 -Auf der Auktions-Plattform collectingcars.com wurde am 7.11.2022 der letzte je gebaute Ford Escort Cosworth RS versteigert. Er war 24 Jahre in einer Hand und hat knapp 100.000 Kilometer auf dem Tacho. Der kompakte Sportler ging für 53.700 Euro weg; ein fairer Preis für einen originalen Cossie mit einer besonderen Vorgeschichte.
Als bei Karmann in Rheine 1996 die Produktion des Ford Escort RS Cosworth endete, waren noch Teile für zwei weitere Autos übrig – jedoch nicht mehr die originalen Motorhauben. Die beiden letzten Autos dieser Modellreihe bekamen deshalb die Hauben des 1993er-Modelljahres. Eines war für Wilhelm Karmann Junior bestimmt, das andere fuhr ein Projektleiter zwei Jahre lang mit roten Kennzeichen.
Schwarz foliert, später neu lackiert
Der nächste Besitzer war Dieter Hahne, bei Ford als Chef der britischen Special-Vehicle-Engineering-Einheit SVE für die Entwicklung des Escort RS zuständig. Er kaufte das Auto 1998 und ließ die Fahrgestellnummer COSESCT2599 in die Fahrzeugpapiere eintragen. Nach 15 Jahren ließ er das Auto schwarz folieren. Nachdem sich beim Entfernen der Folien Teile des Lacks gelöst hatten, wurde das Auto komplett in der Auslieferungsfarbe "Auralis" neu lackiert.
Weil der Cosworth bei Karmann schon 49.000 Kilometer unterwegs gewesen war, hatte er zur Erstzulassung eben schon diese Laufleistung. Bis heute ist praktisch das Gleiche nochmal dazugekommen: Genau 97.882 Kilometer stehen auf dem Zähler. Hahne, 1942 geboren, wollte sich nun mit fast 80 Jahren von "seinem Baby" trennen. Die Servicehistorie ist dokumentiert. Zahn- und Keilriemen wurden zuletzt 2017 ersetzt, Öl und Filter 2019 gewechselt. Die Hauptuntersuchung wurde im August 2021 absolviert. Zuletzt wurde im April 2022 die Kupplung erneuert.
Neupreis und Wert
Ein Escort RS Cosworth hat 1993 in Deutschland 61.300 Mark gekostet. Damals der Gegenwert von zwei VW Golf III GT mit 90 PS, vier Türen und zwei Airbags. Laut Classic-Analytics ist ein gut erhaltener Escort RS Cosworth heute mindestens 30.000 Euro wert – der Gegenwert eines neuen Basis-Golf VIII.
Ford hat den Escort RS Cosworth als Homologationsmodell für den Rallyesport entwickelt. Als Basis diente die Technik des Sierra RS Cosworth, weshalb der Motor, anders als beim Serien-Escort, längs eingebaut ist. Der Zweiliter-Vierzylinder mit Garrett-Turbolader leistet 220 PS, die über ein Fünfgang-Schaltgetriebe im Verhältnis 34:66 heckbetont auf alle vier Räder übertragen werden.
RS Cosworth im Test
Im Test von auto motor und sport (Ausgabe 7/1993) tütete der Escort den in die Jahre gekommenen 80er-Jahre-Rallyeheld Lancia Delta Integrale mitleidslos ein. Die Testmannschaft ermittelte 6,2 Sekunden für die Beschleunigung von null auf 100 km/h und einen Verbrauch von 14,3 Liter Superbenzin. Die Größe des Heckspoilers, des Verbrauchs und des Turbolochs waren die wesentlichen Kritikpunkte.
Dem Turboloch begegnete Ford ab Mai 1994 mit einem kleineren Garrett-T25-Lader. Die Leistung blieb bei 220 PS. Im Jahr 1995 änderte Ford das Design von Frontgrill, Stoßfängern und Rädern. Auffällig ist der Heckspoiler, den Fans "whale tail" nennen und der ab 1996 abbestellt werden konnte. Der Flügel senkt die Höchstgeschwindigkeit und erhöht dafür den Abtrieb. Die Produktion bei Karmann in Rheine endete 1996 nach 7.145 Exemplaren.
Fazit
Neuwertige Ford Escort Cosworth werden zu echten Liebhaberpreisen verkauft: Ist das seltene Rallye-Homologationsmodell wenig gelaufen, werden – zumindest auf dem britischen Markt – sechsstellige Summen fällig. Günstiger kommt weg, wer ein gut eingefahrenes Exemplar kauft; das gibt es bereits ab 30.000 Euro.
Immer wieder kommen Cossies mit einer besonderen Geschichte auf den Markt – die Käufern meist einen Aufschlag wert ist. Kein Wunder, denn ein solches "very hot hatch! mit wildem Flügel am Heck und charismatischem Turbomotor unter der Haube ist eine ziemlich reizvolle Sache.
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