Gesunde Wert-Entwicklung oder Oldtimer-Blase?

2 years, 9 months ago - 26 February 2022, auto motor sport
Gesunde Wert-Entwicklung oder Oldtimer-Blase?
Nicht nur für Flügeltürer und Ferrari werden auf Auktionen Rekordpreise geboten, auch Alltagsklassiker übertreffen Erwartungen. Läuft der Oldtimer-Markt heiß? Wir sprechen mit Experten.

Ein Flügeltürer für sechs Millionen Dollar, ein Ferrari zum Vierfachen des Schätzpreises: Zuletzt schien es für die Preise mancher Oldtimer kein Halten mehr zu geben. Nicht nur für teure Exoten werden auf Auktionen hohe Preise geboten: Zuletzt übertrafen auch Volvo Limousinen und Citroën 2CV ihre Schätzwerte deutlich. Spielt Geld keine Rolle mehr – oder hat sich sogar eine Blase entwickelt?

Auktionspreise gestiegen

"Das Preisniveau an sich ist angestiegen", bestätigt Frank Wilke, der als Chef von Classic-Analytics seit Jahren die Preisentwicklung bei Oldtimer-Auktionen auf der ganzen Welt beobachtet. Eine Auswertung des Marktbeobachters ergab, dass während der Auktionen in Scottsdale diese Jahr Oldtimer im Wert von 266,7 Millionen US-Dollar versteigert wurden. Der durchschnittliche Verkaufspreis je Auto lag bei 126.556 US-Dollar. Das teuerste versteigerte Auto war ein Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer mit seltener Alu-Karosserie für 6,8 Millionen US-Dollar. Vor zwei Jahren lag die Gesamtsumme noch bei 217,7 Millionen US-Dollar, der Durchschnittspreis bei 95.152 Euro.

Wilke nennt drei Gründe für die gestiegenen Preise: Sammler hätten ihre Verkaufszurückhaltung der vergangenen Jahre aufgegeben: "Es kommen wieder richtige Kracher auf den Markt wie der Alu-Flügeltürer."

Knapperes Angebot, höhere Qualität

Der ist besonders teuer, weil es von der Version mit Alu-Karosserie nur 29 Stück gibt. Solche Autos seien in den vergangenen Jahren nicht auf den Markt gekommen, so Wilke. Gleichzeitig hätten die Auktionshäuser ihr Angebot reduziert, böten bei Versteigerungen teilweise ein Viertel weniger Autos an und achteten verstärkt auf die Qualität der Fahrzeuge. Das Ergebnis: "Es wird wieder verstärkt auf Auktionen verkauft," findet Wilke. Im Januar wurden in Scottsdale 99 Prozent der angebotenen Autos verkauft.

Oldtimer-Käufer werden jünger

Dass Online-Auktionen dem Geschäft nicht schaden, zeigen Portale wie bringatrailer.com, die mit ausführlichen Beschreibungen, vielen aussagekräftigen Bildern und fachkundiger Community Vertrauen schaffen und so "Auktionen demokratisieren". Ein Wachstum sieht Wilke vor allem im Bereich der jüngeren Käufer: Die Klientel im Alter von 35 bis 40 Jahren interessieren sich vor allem für Klassiker aus den 80er- und 90er-Jahren. Zuletzt ging zum Beispiel in den USA ein Mitsubishi 3000 GT für rund 100.000 US-Dollar weg – ein neuer Höchstpreis für den japanischen Sportwagen.

Wie entwickeln sich die Oldtimer-Preise in Deutschland?

Gefragt sind "insbesondere Fahrzeuge in gutem Zustand, geringer Stückzahl, besonderer belegbarer Historie oder Originalität sind unabhängig vom Fahrzeugalter weiterhin gefragt und erzielen überdurchschnittliche Preise," stellt Tim Nagel von der Oldtimerversicherung OCC fest.

"Die Oldtimer-Preise sind im Jahr 2020 leicht gestiegen", schreibt der Verband der Automobilhersteller (VDA). Der VDA ermittelt seit 1999 einen Oldtimer-Index, der die Wertentwicklung von 88 beliebten Oldtimern abbildet. Laut VDA "haben sich einige Modelle deutlich stärker als der Gesamtmarkt entwickelt, das breite Mittelfeld der betrachteten Fahrzeuge zeigt jedoch nur geringe Wertänderungen.". Tatsächlich steigt die Kurve des Deutschen Oldtimer Index (DOX) seit Jahren nur sanft an.

Hohe Verkaufsquoten, jüngere Käufer im Markt und nur geringe Wertänderungen bei den allermeisten automobilen Klassikern – eine Blase sieht anders aus. Der Preisaufschwung wirkt gesund.

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