Warum ist der Mustang so cool?

6 лет, 9 месяцев назад - 26 февраля 2018, AutoBild
Warum ist der Mustang so cool?
Der Ford Mustang ist der Inbegriff des lässigen Ami-Schlittens. Das echte Pony Car ist zeitlos wie zäh. Warum ist er so cool? Weil er ein Hengst ist. Ein Blick auf den Mythos Mustang.

Der Ford Mustang lässt kaum jemanden kalt: Das frühe Pony Car von 1965 polarisiert und begeistert einige genau so, wie er andere abschreckt. Ein Mythos, der durch stylische Formen, bollernde Achtzylinder und supercoole Fahrer wie "Bullit"-Star Steve McQueen bis heute wirkt.

Der Mustang ist ein Auto der Extreme. Leider haben die bekanntesten Modelle wenig mit dem echten Mustang zu tun. Ob Mustang Concept von 1962, der Lichtjahre entfernt von der späteren Wirklichkeit ist. Eine Studie wie ein Motorboot, zwei Sitze, mittschiffs eingebauter V4, Gitterrohrrahmen, Einzelradaufhängung rundum. Völlig überzeichnet, wie auch der Shelby GT 350 von 1965: ein abgespeckter Fastback mit 306 PS und Renngetriebe. Völlig unrepräsentativ. Oder Mach 1 von 1972: ein grotesk überstyltes Bling-Bling-Mobil mit kastrierter Leistung. Die Ausreißer mit den irren Formen und extremen Leistungsdaten verzerren das Mustang-Bild, die Schrägheck- "Eleanor" aus "Nur noch 60 Sekunden" dominiert die Wahrnehmen. Viele haben Steve McQueen, den "King of Cool", bewundert, zigmal die Verfolgungsjagd aus "Bullitt" geschaut – und überblenden dabei die Mustang-Realität.

Die sieht ganz anders aus. Ist schlicht, ausgewogen und in drei von vier Fällen erschreckend normal. Schon das Entwicklungsziel war einfach: vier Sitze, Gewicht um die 1100 Kilo, Preis unter 2500 Dollar. Was für eine Punktlandung. Von den 126.583 Mustang des Ur-Jahrgangs 1964½, der nur von April bis September reicht und einen nie da gewesenen Verkaufsrekord sieht, sind 97.705 Exemplare Hardtop-Coupés. Weder das Cabrio noch der zum Modelljahr 1965 vorgestellte 2+2, der Mustang mit schrägem Fastback, können mit dem beliebten Stufenheckmodell mithalten. Gekauft wird mit Augenmaß. 32.900 Käufer wählen im ersten Jahr den vernünftigen Basismotor, den eisernen Reihensechser mit 2,8 Liter Hubraum (170 cubic inches) und 101 SAE-PS. 93.600 Kunden entscheiden sich für den V8 mit 4,3 (260 cid) oder 4,8 (289 cid) Liter Hubraum.

High-Performance-Modell mit 271 SAE-PS

Als "Challenger High Performance"-V8 mit Verdichtungsverhältnis 10,5:1 und Vierfachvergaser entfesselt der 289er wilde 271 SAE-PS bei abenteuerlichen 6000 Umdrehungen. Aber der handgeschaltete "HiPo"-V8 bleibt selten, weil 442,60 Dollar Aufpreis bei einem Basispreis von 2368 Dollar abschrecken, eine Automatik in den anderen Versionen für weniger als die Hälfte zu bekommen und auch viel bequemer ist. Rund 50 Prozent der Käufer greifen deshalb dort zu. Der V8 mit 200 oder vielleicht sogar 225 PS tut es ja. Und Rennen fahren wollen sowieso die wenigsten.

Heißer Look auf Basis von Forld Falcon-Technik

Die Mehrheit der Kunden liebt den Mustang nicht wegen seiner Wildheit, sondern wegen seines Looks. Ein Mustang kann viel und muss wenig. Dass unter der Form die hausbackene Technik des reizarmen Ford  Falcon wohnt, sieht jeder am Bandtacho und spürt es beim Fahren. Lasche Trommelbremsen, träges Handling, ziellose Lenkung, rumpeliges Fahrwerk, ein schnödes Dreigang-Schaltgetriebe ... Egal, ein Mustang ist Trendsetter. Er wirkt jung, er hebt die Laune. Fast schon europäisch ist er. Und sehr cool. Genau dadurch, dass er auf dem Boden der Großserien-Tatsachen bleibt, wird er zu Everybody's Darling.

Die frühen Modelle sind die schönsten

Die besten Jahre sind seine frühen. Da ist er stilbildend, allein auf weiter Flur und erfolgreich ohne Beispiel. 1964, 1965 und 1966 eilt er von Rekord zu Rekord, verkauft sich sogar besser als seine billigere Falcon-Basis. Ford muss Produktionsstraßen freiräumen und sogar neue einrichten, um die Nachfrage zu stillen. Mit 607.568 verkauften Autos setzt der Jahrgang 1966 für alle Zeiten die Bestmarke. Danach kommen die fetten Jahre, sie tun dem Mustang allerdings gar nicht gut. 1967 bleibt zwar die Silhouette des Urentwurfs erhalten, aber der Mustang wird amerikanischer, also größer. Ein dickes Fell kann angesichts der großen Konkurrenz nicht schaden: Chevrolet Camaro, Plymouth Barracuda und Dodge Charger setzen dem Mustang zu. Gegen Pontiac Firebird und Dodge Challenger als Pony-Cars mit Luxus-Appeal muss Ford den Mercury Cougar in Position bringen. Wo der Markt enger wird, werden die Motoren dicker. Die "Pony-Wars" beginnen. Semon Emil "Bunkie" Knudsen, als Hochverräter von GM gekommen und zum Ford-Präsidenten ernannt, flickt der Ikone am Zeug. In immer größere, schwerfälliger gezeichnete Karosserien stopfen Techniker immer größere Maschinen, bis hin zum 429 Cobra Jet-V8 mit 7033 Kubik und 375 SAE-PS von 1971. Ein fettes Schwein sei der Mustang geworden, sagt dessen Miterfinder Lee Iacocca, als er Ende 1970 dem schon wieder gefeuerten Knudsen nachfolgt. Iacocca fängt 1973 noch einmal klein von vorn an. Ergebnis: der Mustang II, ein uncooler Zweitürer auf Pinto-Basis mit Vierzylinder. Knapp daneben ist auch vorbei.

Technische Daten

Ford Mustang 289 Motor: V8, vorn längs • eine zentral liegende Nockenwelle, über Kette angetrieben, zwei Ventile pro Zylinder • ein Fallstrom-Doppelvergaser • Hubraum 4736 ccm • Leistung 140 kW (190 PS) bei 4400/min • max. Drehmoment 407 Nm bei 2800/min • Antrieb/Fahrwerk: Dreigang-Schaltgetriebe, auf Wunsch Viergang-Schaltgetriebe oder Dreistufenautomatik • Hinterradantrieb • vorn Einzelradaufhängung an Dreiecksquerlenkern, Schraubenfedern, hinten Starrachse an Blattfedern • Trommelbremsen rundum, auf Wunsch Scheibenbremsen vorn • Reifen 6.95–14 • Maße: Radstand 2743 mm • L/B/H 4613/1732/1340 mm • Leergewicht 1335 kg • Fahrleistungen/Verbrauch: 0–100 km/h in 13 s • Spitze 170 km/h • Verbrauch 16 l S pro 100 km • Neupreis: 18.600 Mark (1965).

Historie

17. April 1964: Der Mustang erscheint. Auf Hardtop-Coupé und Cabrio folgen im Oktober, zum Modelljahr 1965, Fastback und die Hochleistungs-Variante Shelby Mustang. 1967: erstes Facelift. Der Radstand bleibt gleich, die Dimensionen wachsen, der erste große V8 (6,4 Liter) zieht ein. 1968: nächste Modellpflege, optisch und technisch, zwei Siebenliter-V8 als Topmotorisierungen mit bis zu 390 PS. 1969: Die Karosserie wird deutlich überarbeitet, die Modellpalette in Richtung Luxus und Sport ausgebaut. Der stärkste Siebenliter-V8 leistet (inoffizielle) 400 PS. 1971: Der Mustang wird erneut länger und breiter, das PS-Wettrüsten ist vorbei. 1973: Die zweite Mustang-Generation erscheint. Der Mustang II baut kleiner, ein Cabrio ist nicht mehr im Programm. 1979: Der Mustang III kommt raus, läuft als Coupé und Cabrio mit Vier-, Sechs- und Achtzylinder-Motoren bis 1993. 1994: Debüt des Mustang IV, auch als Cobra, Mach 1 und Bullitt-Modell erhältlich. 2004: Der Mustang V, ausgerüstet mit V6 und V8-Motoren, ist eine komplette Neukonstruktion. 2009: Die sechste Generation greift Stilelememte der Ur-Mustangs auf. Weiterentwickelte, stärkere Motoren. 2014: Siebte Mustang-Generation in den USA. 2017: Facelift in den USA mit digitalem Cockpit, bei uns ab Frühjahr 2018 nur mit EcoBoost-Motor oder mit Fünfliter-V8.

Plus/Minus

Noch heute kann der Mustang mit dem Pfund von vor 50 Jahren wuchern: Er sieht gut aus, die Technik ist simpel und solide, die gebotene Vielfalt enorm. Die riesigen Stückzahlen erledigen den Rest: Jeder kann nach Wunsch und Finanzrahmen das passende Auto finden – vor allem, wenn die Suche auf den Heimatmarkt ausgedehnt wird. Weil der Mustang-Hype in Amerika ungebrochen ist und alle den Autos mit Extras und großen Motoren nachjagen, bleibt die Originalität jedoch oft auf der Strecke. Es wird umgestrickt und getrickst – inzwischen dürften mehr Shelby-Cobra-Boss-Mach-1-Mustang unterwegs sein, als jemals gebaut wurden. Da in den USA aber zu viele Profis unterwegs sind, die Umbauten oder schlechte Arbeit erkennen, wird der Bodensatz des Angebots mit maroder Mechanik und billiger Verkaufslackierung gern nach Übersee verschifft und ahnungslosen Käufern zu überhöhten Preisen angedreht. Der größte Nachteil des Mustang ist seine ungebrochene Popularität.

Ersatzteile

Die große Nachfrage sorgt für Entspannung. Fast alles wird nachgefertigt, selbst Chrom- und Innenausstattungsteile kosten nicht die Welt, und der Zubehörmarkt erfüllt jeden Wunsch nach Verbesserung oder Tuning. Oft passen bei Motor, Getriebe, Mechanik und Fahrwerk auch Teile anderer Modelle, dem Baukasten sei Dank. Echte Pony-Fans schwören auf Originalteile aus Lagerbeständen ("new old stock"). Die können teuer werden. Und immer an die Versandkosten denken!

Marktlage

Fast drei Millionen Mustang wurden bis 1973, dem Jahr der großen Zäsur, gebaut; der Markt ist reich bestückt. Luxus und Leistung waren (und sind) eher was für Fastback und Cabrio. Dafür überstand das weitaus häufigere Hardtop-Coupé eher den Lauf der Zeit in pflegender Hand – hier lassen sich noch echte "survivors" finden. Ein Mustang der ersten Generation mit V8 kostet zurzeit 25.600 Euro (Zustand 2, Preis vom Februar 2018).

Empfehlung

Fastback und Cabrio sind begehrter, aber ein sauberes, hübsch ausgestattetes Hardtop-Coupé mit kleinem V8 reicht für das große Mustang-Glück. Wer Form und Feeling mag und nicht auf acht Zylinder festgelegt ist, wird auch mit einem der haltbaren, keineswegs schwächlichen Sechszylinder glücklich. Auch Ford Falcon oder Mercury Cougar sind Alternativen: gleiche Technik, weniger Hype, bessere Preise.

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