Vielfacher Champion mit bewegter Geschichte

2 Jahre, 5 Monate her - 9 Mai 2022, auto motor sport
Vielfacher Champion mit bewegter Geschichte
Diese Shelby Cobra 289 von 1964 hat unzählige historische Rennen gewonnen – jetzt steht sie zum Verkauf.

Mit ihrer Kombination aus Leichtbau und viel Motorpower wuchs die seit 1962 gebaute Cobra zur Rennwagen-Legende. Die britische Firma AC baute mit dem Ace ein Auto, dass dem US-Rennfahrer und Konstrukteur Carroll Shelby als perfekte Basis für kräftige US-V8-Motoren erschien. AC passte sein Auto an den Motor an und lieferte fortan Chassis in die USA, wo Carroll Shelby V8-Motoren in das jetzt Cobra heißende Auto einbaute. Der Renner war umgehend bei zahlreichen Rennen erfolgreich, sodass Ford sich mit eigenen Entwicklungsvorschlägen am Cobra-Programm beteiligte. Ab 1963 baute AC auch Cobras für den europäischen Markt. Dort war das meistverkaufte Modell die Cobra Mark II 289. So ein 1964 gebautes (allerdings in die USA geliefertes) Modell steht jetzt beim britischen Händler für klassische Sportwagen William I'Anson zum Verkauf. Das Auto mit der Typenbezeichnung CSX2532 hat reihenweise Rennen gewonnen.

Shelby- statt Fordmotor
Der CSX2532 sollte eigentlich Fords Five-Bolt-Smallblock mit 289 cubic inch (4,7 Liter) Hubraum bekommen. Allerdings waren diese Motoren nicht mehr vorrätig, als das Chassis der CSX2532 in die USA kam. Also baute Carroll Shelby eine Mischung aus den ursprünglichen Motoren von 1964 und den für 1965 gedachten Aggregaten. Diese Motoren haben eine eigene Shelby-Motorennummer. Das jetzt zum Verkauf stehende Auto ist entweder das erste oder das zweite, dass so einen Shelby-Motor bekam.

Damalige Top-Ausstattung
Ausgestattet war die Cobra mit Zubehör der "Klasse A". Dazu gehörten ein Doppel-4V-Vergaser, ein spezieller Krümmer, eine Glasfaser-Hutze auf der Motorhaube, fünf Chromfelgen samt Weißwandreifen, ein Gepäckträger, ein Radio mit Antenne und eine Scheiben-Enteisungslüftung. Im Jahr 1964 kostete das Auto mit der Klasse-A-Ausstattung inklusive Verschiffung in die USA 6.110,65 Dollar – mit Einrechnung der Inflation wären dies heute 56.672,14 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 53.789 Euro).

Echtheit vom Experten bestätigt
Nachdem die Cobra im August 1964 mit der SS Loch Garth nach Los Angeles gekommen war und Carroll Shelby sie umgebaut hatte, verkaufte der Händler Alderman Ford den Renner an seinen ersten Eigentümer. Mitte der 1970er-Jahre ging das Auto an einen neuen Eigentümer, der damit prompt einen Unfall baute. Das beschädigte Blech ersetzte der Unglücksfahrer durch eine Glasfaser-Karosserie. Noch bevor die Reparaturarbeiten beendet waren, ging die Cobra bereits an ihren nächsten Eigentümer, der das Auto dann an Gordon Stennes verkaufte. Stennes war sich wegen der Matching numbers unsicher und anscheinend auch ansonsten nicht mit dem Zustand der Cobra zufrieden. Also beauftragte er im Dezember 1978 den anerkannten Cobra-Experten Chuck Gutke von Cobra Restorers mit einer Überprüfung und Restauration der Cobra. Gutke glich alle verfügbaren Bauteilnummern ab und bestätigte die Echtheit des Autos.

Fit für historische Rennen
Außerdem hatte sich Gordon Stennes entschlossen, mit der CSX 2532 an historischen Rennen teilzunehmen. Also hat er im Zuge der Restaurationsarbeiten ihr Chassis professionell neu richten lassen und sie mit einer handgearbeiteten Aluminium-Karosserie im FIA-Stil ausgerüstet. Die restaurierte Cobra fuhr auf Halibrand-Rädern. Flugzeug-Ingenieur Ted Halibrand baute seit 1946 Räder aus Magnesium – in den 1970er-Jahren setzten viele Cobra-Fahrer auf diese leichten Räder. Stennes ließ die Cobra in Guardsman Blue mit zwei Streifen in Wimbledon-White lackieren – nach Abschluss der Restaurationsarbeiten war das Auto ausstellungsfähig. Er registrierte es im US-Bundesstaat Georgia unter dem Kennzeichen ACOBRA und nahm mit dem Auto an vielen historischen Rennen teil. Im Juli 1987 stellte das US-Automagazin Car Collector Stennes‘ Cobra vor.

Preisdelle 2004
Nachdem er mit dem Auto insgesamt 2.400 Meilen (3.862 Kilometer) gefahren war bot Stennes 1991 seine Shelby Cobra 289 für 235.000 Dollar OBO (or best offer – oder bestes Angebot) an. 235.000 Dollar von 1991 wären heute 496.060 Dollar (470.508 Euro). Ob der nächste Eigentümer tatsächlich die 235.000 Dollar bezahlt hat, ist nicht bekannt. Das Auto wechselte dann mehrfach den Eigentümer, bevor es Doug Schoch aus Florida kaufte. Schoch behielt die Cobra über zehn Jahre und bot sie 2004 für 250.000 Dollar zum Kauf an – heute wären das 380.498 Dollar oder 360.899 Euro. Im Vergleich zu 1991 war der Preis der Cobra mit Einrechnung der Inflation also um über 115.000 Dollar gesunken.

In Europa zum Tracktool gemacht
Nach einem weiteren Verkauf ging das Auto 2006 zu seinem aktuellen Eigentümer in England – die Cobra ist jetzt also seit 16 Jahren in einer Hand. Sofort nach ihrer Ankunft in England machte Bruce Stevens von Plan B Motorsport die Shelby Cobra für Rennen in Europa fit. Dafür kamen ein neuer Überrollkäfig, ein spezieller Tanksack, ein Schalensitz mit Fünfpunktgurten und ein aktuelles Feuerlösch-System ins Auto. Die Spezialisten von Plan B Motorsport entfernten viele Aufhängungskomponenten und legten diese beiseite. Den Motor tauschten sie gegen ein neues, modernes Aggregat – auch den Originalmotor haben sie aufgehoben. Außerdem bekam die Cobra ein Aluminium-Hardtop im Le-Mans-Stil. Die neue Lackierung war nun schwarz mit grau-weißen Streifen.

Extrem erfolgreich
Die CSX2532 war rechtzeitig zur Saison 2007 einsatzbereit und erwies sich schnell als eine der wettbewerbsfähigsten Cobras bei historischen Rennen in Europa. Mit ihr fuhr unter anderem der britische Rennfahrer Simon Hadfield. Fahrer dieses Autos sollen unzählige GT&SCC-Titel (GT & Sports Car Cup) errungen haben und die Cobra soll beispielsweise beim Peter Auto’s Sixties Endurance in Barcelona, auf dem Circuit Paul Ricard und auf der Rennstrecke von Mugello das Auto gewesen sein, was es zu schlagen galt.

Mit überholten Komponenten im Verkauf
Nach dem Tod von Bruce Stevens von Plan B Motorsport im Jahr 2013 hat der englische Klassik-Spezialist Moto Historics die Betreuung der CSX2532 übernommen. Das Getriebe und das Differential haben eine frische Überholung bekommen und sind seitdem nicht gelaufen. Der überholte Motor hat zwei Betriebsstunden auf der Uhr. Zur Cobra gehört auch ein FIA-HTP (Historic Technical Passport), der noch bis 2025 gültig ist. Außerdem liegen dem Auto frühere Zulassungstitel aus den US-Bundesstaaten Tennessee und Georgia sowie Korrespondenzen und Notizen von Gordon Stennes und eine Auswahl von Fotos aus seiner Zeit mit dem Auto bei. Die Shelby Cobra hat eine britische V5C-Straßenzulassung, die einer deutschen Fahrzeug-Zulassung ähnelt.

Auto soll weiter Siegchancen haben
Die Händler von William I'Anson betonen, dass sämtliche 2006 ausgebauten Komponenten und der Motor Teil des Lieferumfangs sind. Damit sei diese Shelby Cobra 289 eines der wenigen Exemplare, deren Originalmotor noch vorhanden ist. Das Auto sei nach wie vor so leistungsfähig, dass es bei sämtlichen passenden historischen Rennen Siegchancen habe, so die Beschreibung. Unsere Preisanfrage haben die Verantwortlichen von William I'Anson bisher nicht beantwortet.

FAZIT
Ursprünglich in die USA geliefert, hat diese Shelby Cobra 289 von 1964 ein bewegtes Leben hinter sich. Auf mehrere schnelle Eigentümer-Wechsel folgten immer Phasen der Ruhe, in denen sich der jeweilige Eigentümer liebevoll um das Auto gekümmert und es in einen guten Zustand versetzt hat. Seit den späten 1970er-Jahren nahm das Auto in den USA an Rennen teil, 2006 kam es nach England.

Sein britischer Eigentümer machte aus der Cobra einen erstklassigen Rennwagen für historische Rennen – Fahrer waren in den vergangenen Jahren mit dem Auto unzählige Male bei diversen Rennen erfolgreich. Jetzt steht das Auto in einem anscheinend gutem Zustand zum Verkauf. Sein Originalmotor und viele originale Ersatzteile liegen bei, was bei Cobras aus den 1960er-Jahren selten ist. Die CSX2532 scheint bereit zu sein, weiterhin Siege bei historischen Rennen abzuräumen.

Den geforderten Preis verrät der britische Händler William I'Anson bisher nicht. Von 1964 bis heute hat das Auto eine enorme Wertsteigerung hingelegt – mit einer kleinen Delle in den frühen 2000er-Jahren. Ein Preis von über einer Millionen Euro wäre keine Überraschung.

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