Wann lohnt sich die Oldtimer-Zulassung?

1 Jahr, 8 Monate her - 14 Juli 2022, auto motor sport
Wann lohnt sich die Oldtimer-Zulassung?
Seit 1997 gibt es das H-Kennzeichen. Ein Erfolgsmodell, denn seit 25 Jahren wächst der Oldtimer-Bestand. Alle Fakten, Voraussetzungen und Kosten im Überblick.

Um automobiles Kulturgut zu schützen, hat der Gesetzgeber am 1.1.1997 das H-Kennzeichen eingeführt. Das H-Kennzeichen ist ein spezielles Kennzeichen für historische Fahrzeuge, die vor mindestens 30 Jahren erstmals zugelassen wurden und in einem guten, originalen oder zeitgenössisch restaurierten Zustand sind.

Was kostet die Zulassung mit H-Kennzeichen? 

Den entsprechenden Zustand seines Fahrzeugs muss sich der Halter über ein Oldtimergutachten bestätigen lassen. Die Kosten für ein Oldtimer-Gutachten können von 80 bis hin zu 200 Euro variieren. Dazu kommen die Gebühren für eine Hauptuntersuchung, die laut TÜV-Verband bei 50 bis 100 Euro liegen und die Kosten für die Ummeldung samt neuer Schilder in Höhe von etwa 100 Euro. Insgesamt kostet das H am Ende des Kennzeichens also einmalig zwischen 230 und 400 Euro. Danach liegt die Steuer pro Jahr pauschal bei 191,73 Euro.

Wie viele Oldtimer sind in Deutschland zugelassen?

Aktuell sind in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 648.365 Pkw mit H-Kennzeichen zugelassen. Über eine Million Autos in Deutschland waren am Stichtag 1. Januar 2022 älter als 30 Jahre. Die Quote an H-Kennzeichen liegt also bei 57,3 Prozent. Das zeigt, dass sich etwas mehr als die Hälfte der Besitzer eines alten Autos für die Oldtimer-Zulassung entscheidet.

Der Bestand an Oldtimern wächst jährlich, zuletzt waren es 10 Prozent. Weil gleichzeitig auch der Bestand aller anderen Autos wächst, bleibt der Oldtimer-Anteil am Gesamtbestand relativ konstant bei etwa einem Prozent. Aktuell sind 1,1 Prozent der Autos in Deutschland mit einem H-Kennzeichen zugelassen. Die beliebtesten Modelle sind der Mercedes W 123, VW Käfer und Bus sowie der Mercedes SL.

Voraussetzungen für ein H-Kennzeichen

Für ein H-Kennzeichen muss ein Fahrzeug in einem guten und originalen Zustand sein. Das Auto kann fachgerecht restauriert sein, darf Gebrauchsspuren haben, aber keine erkennbaren technischen Mängel. Umbauten – etwa auf Gasbetrieb ­ und Tuning sind erlaubt, wenn sie zeitgenössisch, fachgerecht ausgeführt und zugelassen sind. Mit zeitgenössisch sind Umbauten gemeint, die in den ersten zehn Jahren nach Erstzulassung erfolgt sind – oder hätten erfolgen können. Gesetzlich ist die Zulassung mit H-Kennzeichen in §23 StvZO geregelt. Prüforganisationen wie GTÜ oder TÜV haben Leitfäden herausgegeben, in denen allgemeine Voraussetzungen definiert sind.

Nötige Unterlagen für die H-Zulassung

Wer ein Auto mit H-Kennzeichen zulassen möchte, muss neben dem Oldtimer-Gutachten und einer gültigen Hauptuntersuchung eine Haftpflichtversicherung nachweisen. Nötig sind außerdem ein Fahrzeugschein und -brief (Zulassungsbescheinigung Teil I und II), ein amtliches Kennzeichen, ein Personal- oder Reisepass sowie ein SEPA-Lastschriftmandat für die Kfz-Steuer.

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Wird das H-Kennzeichen gewährt, so werden für den Oldtimer unabhängig von Hubraum und Verbrauch pauschal 191,73 Euro Kfz-Steuer fällig. Motorräder werden pauschal mit 46,02 Euro besteuert. Zudem unterliegen Fahrzeuge mit H-Kennzeichen keinen Einfahrtbeschränkungen in Umweltzonen. Mit einem Oldtimer darf man also bislang noch überallhin fahren.

Mancher Oldtimer fährt billiger ohne H-Kennzeichen

Doch nicht für jedes Modell lohnt sich ein H-Kennzeichen. Da mittlerweile die 30-Jahre-Schwelle von vielen Modellen mit G-Kat erreicht wird, fährt man mit der Pauschalbesteuerung nicht unbedingt günstiger. Kleinvolumige Motoren mit Abgasreinigung fahren nach der konventionellen Hubraumbesteuerung günstiger und dürfen mit einer grünen Plakette nach derzeitiger Gesetzeslage ebenfalls Umweltzonen befahren. Hier muss im Einzelfall nachgerechnet werden. Ein Zweiliter-Benziner mit Euro 2 kostet beispielsweise 174 Euro Steuer jährlich und bleibt damit also rund 18 Euro unter der Pauschalbesteuerung.

Sparen können Oldtimer-Besitzer bei der Kfz-Versicherung. Weil ein Oldtimer in der Regel weniger und anders bewegt wird als herkömmliche Autos, halten die Assekuranzen und Spezialversicherer spezielle Tarife bereit, die meist unter konventionellen Angeboten liegen. Zudem können Autos mit H-Kennzeichen ab 1. Oktober 2017 auch nur saisonal zugelassen werden, was weiteres Sparpotenzial birgt. Mit der Kombination aus H- und Saisonkennzeichen ist es möglich, seinen Oldie beispielsweise nur einige Monate im Jahr zuzulassen. Minimal fordert der Gesetzgeber zwei Monate, maximal sind 11 Monate möglich. Außerhalb des Geltungszeitraums darf das Fahrzeug dann allerdings nicht im öffentlichen Verkehrsraum gefahren werden – und auch nicht abgestellt werden. Darüber hinaus fehlt währenddessen auch der Versicherungsschutz – selbst gegen Diebstahl ist das Schätzchen dann nicht versichert, weil auch die Kasko ruht. Gezahlt werden dagegen in der Regel Schäden, die während der Stilllegung eintreten können – Diebstahl, Feuer, Marderbisse, Sturm oder Blitz. Vorausgesetzt, das Fahrzeug ist auch kaskoversichert, parkt nicht im öffentlichen Raum und ist in einer Garage oder einem umfriedeten Platz abgestellt. Neu bei einigen Oldtimerversicherungen ist der Haftpflichtschutz in der Ruhepause. Immer wieder mal kommt es vereinzelt zu Bränden in Oldtimergaragen. Greift das Feuer auf nebenstehende Fahrzeuge über, gingen die meist leer aus. Hier wurde eine Deckungslücke geschlossen.

Saisonkennzeichen gibt es mit und ohne H

Die pauschale Kfz-Steuer für Oldtimer wird dann anteilig berechnet. Wer seinen Oldtimer beispielsweise für sechs Monate anmeldet, zahlt künftig nur noch rund 95 Euro Steuer pro Jahr. Zum Vergleichen bleibt freilich der Jahressteuersatz ausschlaggebend, denn auch normale Kennzeichen können Saisonkennzeichen sein, was ihre Kfz-Steuer im gleichen Maß reduziert. Für die Versicherungsprämie lässt sich keine allgemeingültige Aussage treffen. Günstiger wird es aber in jedem Fall.

FAZIT

Das H-Kennzeichen ist ein Erfolgsmodell: Oldtimer-Liebhaber, die automobiles Kulturgut erhalten und pflegen, profitieren im Gegenzug davon, dass sie ihre Autos auch in Umweltzonen bewegen dürfen und nur eine pauschale Steuer bezahlen müssen.

Doch auch wenn der Oldtimerbestand seit Jahren steigt: Der Anteil der Autos mit H-Kennzeichen am Gesamtbestand bleibt mit etwa einem Prozent seit Jahren konstant niedrig – ebenso die Jahresfahrleistungen von durchschnittlich 1.500 Kilometern.

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