Kultige 80er-Jahre-Kisten: zwischen Wahn und witzig

hace 2 días, 12 horas - 2 diciembre 2025, AutoBild
Bitter SC
Bitter SC
Damals schräg, heute liebenswert: Diese fünf Typen faszinieren nicht nur mit 80er-Design.

Es kann schon ein paar Jahrzehnte in Anspruch nehmen, bis man das eine oder andere Automobildesign verdaut hat. Doch jetzt sind wir zumindest so weit, dass wir über die Design-Eskapaden der 1980er-Jahre schmunzeln können. Dank Popkultur, Zukunftssehnsucht und neuen, ambitionierten Ansprüchen hinsichtlich Technik und Aerodynamik kamen hier allerlei Einflussfaktoren zusammen, die den Style dieser Epoche prägten.

Im Einzelnen sind es Modelle wie der Volvo Tundra – Gandinis kantiger Entwurf, der später als Citroën BX auf die Straße kam –, die heute mit frischen Augen gesehen werden. Oder der Alfa 75, benannt zum 75. Jubiläum der Marke, mit Transaxle-Bauweise und Ecken, scharf wie sein Charakter. Der Subaru XT trug nicht nur ein Jet-Cockpit zur Schau, sondern auch eine damals fast schon utopische Technik, inklusive Berganfahrhilfe. Der Mazda 626, der in der zweiten Generation das Bild vom unkaputtbaren, ehrlichen Japaner etablierte – ganz ohne schrille Töne, aber mit haltbarer Substanz. Und dann wäre da noch der Bitter SC: außen fast Ferrari, innen solide Opel-Technik – eine schöne Vision von Erich Bitter, bei der man spürt, wie sehr er für edle Formen und schöne Ideen brannte.

Sie alle zeigen: Die 80er waren ein Versuchslabor auf Rädern – teils kühn, teils kurios, oft unterschätzt und stets durchzogen von einer Mischung aus Experimentierfreude, Zweckoptimismus und Zukunftslust. Dass die Kisten ziemlich skurril aussehen? Daran stören sich heute nur noch besonders eitle Geister. Alle anderen erkennen das Potenzial. Schließlich bekommt man teils für unter 10.000 Euro so eine schrullig-schöne 80er-Kiste mit Klassiker-Potenzial. Ist das nicht herrlich schräg?

Welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen Gebrauchtmodelle? Wie teuer sind sie? Hier kommen fünf herrliche Zeitreise-Mobile für einen Trip in die 80er-Jahre!

Alfa Romeo 75

  • Bauzeitraum: 1985 bis 1992
  • Leistung: 95 bis 192 PS
  • Gebraucht-Preise: ab ca. 8000 Euro

Der 75 galt lange Zeit als letzter echter Alfa. Hinterradantrieb kehrte erst ab 2016 in der Giulia (952) zurück.

Diese Form von Fahrspaß vermissten Alfisti nach dem 75 für lange Zeit. Wenig später folgte die Fiat-Übernahme, was der gesamten Modellpalette den spaßbefreiten Frontantrieb bescherte. Anders der 75, der mit Hinterradantrieb, ausgeglichener Transaxle-Balance und speziell mit dem legendären Busso-V6 begeistert. 185 PS entwickelt der 3,0-Liter im America, die dank 60-Grad-Bankwinkel speziell und spektakulär zugleich klingen. Bedenkt man das Leergewicht (1300 Kilogramm), lässt sich erahnen, wie viel Spaß der 75 bereiten kann. Auch weil er präzise durch Kurven geht, dafür braucht es kein Zubehör-Fahrwerk.

Bei etwa 8000 Euro starten fahrbereite Modelle, gepflegte Alfa 75 kosten mindestens vierstellig.

Schwachstellen: Rost knabbert sich durch Wagenheberpunkte, Türen und Radkästen. Innen gibt's viel Hartplastik und wenig Komfort – aber dafür Motorsporttechnik mit innen liegenden Bremsscheiben hinten. Die Verarbeitung? Besser als beim Alfa 33, aber auch damals alles andere als Benchmark. Ersatzteile? Nicht ganz so rar wie das Gebraucht-Angebot, Online-Shops liefern auch Blechteile. Top erhaltene 75 kosten bis zu 30.000 Euro.

Bitter SC

  • Bauzeitraum: 1981 bis 1989
  • Leistung: 180 bis 210 PS
  • Gebraucht-Preise: ab ca. 20.000 Euro

Ein durchtrainierter Gentleman im Smoking – so wirkt der Bitter SC auf neugierige Betrachter. Extravagant, aber nicht aufdringlich. Optisch besteht Verwechslungsgefahr mit dem Ferrari 400 GT. Der bietet noch mehr Glamour, der Bitter dafür standfestere Technik von Opel (Basis ist der Senator A). Mit 210 PS aus dem langhubigen 3,9-Liter-Reihensechszylinder von Mantzel schafft der SC den Sprint auf 100 km/h in 7,6 Sekunden – kein Sportler, aber alles andere als phlegmatisch und damit ein echter Gran Tourismo.

Der Weg zur Serienreife war steinig. Die erst bei OCRA gefertigten Karosserien rotteten schneller, als sie ausgeliefert wurden, erst Maggiora und Steyr brachten Qualität. Keine 500 Stück liefen vom Band, von der Limousine "Sedan" wurden nur fünf Stück produziert.

Schwachstellen: Bitter-spezifische Teile sind rar und teuer. Dazu muss man erst mal einen finden. Tipp: Suchradius auf den kompletten Kontinent ausweiten und zwischen 20.000 und 80.000 Euro bereithalten.

Citroën BX

  • Bauzeitraum: 1982 bis 1994
  • Leistung: 55 bis 200 PS
  • Gebraucht-Preise: ab ca. 2500 Euro

Das gibt es nur in Frankreich! Wobei die von Gandini gestaltete Design-Studie ursprünglich für Volvo gedacht war. Doch den Schweden waren die Formen des Prototyps Tundra zu wild. Und so landete der Entwurf als BX bei Citroën. Mit seinem futuristischen Look, kombiniert mit der legendären Citroën-Hydraulik, sorgt der BX bis heute für Aufsehen. Gediegen gleitet die rund 1,1 Tonnen leichte Mittelklasse auch über strapaziösen Asphalt, Bauhaus-Chic liefert vor allem der kastige Kombi.

Dazu bietet der Break neben viel Platz eine durchaus nützliche, geteilt umklappbare Rückbank. Und obwohl die gerade Dachlinie dem Fond mehr Kopffreiheit beschert, muss man beim Einstieg dennoch die Rübe einziehen – die Türen wurden nämlich vom Schrägheck übernommen. Nicht praktisch, dafür gefällt die hinterste Seitenscheibe als Parallelogramm. Richtig auf Zack sind die GTI- und 16-V-Versionen (ohne Kat bis 160 PS).

Schwachstellen: Der BX war solider als seine Vorgänger, doch Rost an Heckabschlussblech, Unterboden im Bereich des Kofferraums und Falzen dezimierten den Bestand. Der 1.9er ist zuverlässig, Ölverbrauch geht meist aufs Konto der Ventilschaftdichtungen.

Mazda 626

  • Bauzeitraum: 1982 bis 1987
  • Leistung: 64 bis 120 PS
  • Gebraucht-Preise: ab ca. 3500 Euro

Ohne Allüren, aber überaus solide – mit solchen Tugenden etablierte sich die zweite Generation (GC) des Mazda 626 in Europa. Die Schrägheckversion als viertüriges Coupé zu bezeichnen – solch absurde Ideen entwickelte das Marketing damals noch nicht. Heute wirkt der 626 gerade in diesem Layout dank schlichter, klarer Linien besonders. Gutes Platzangebot kombiniert mit Technik, die so wenig Kapriolen schlug wie das nüchterne Design – einfach nur solide japanische Ingenieursarbeit.

Im Innenraum geht es funktional und übersichtlich zu. Weil alle Materialien dicker und solider als notwendig ausgeführt wurden, ist die Langlebigkeit beachtlich. Fahrwerk und Lenkung sind ausgewogen, die Federung bemängelten einige jedoch als zu straff für einen entspannten Biedermann. Gute 626 finden sich bereits für unter 5000 Euro.

Schwachstellen: Größtes Problem sind neben Rost weit überzogene Zahnriemenintervalle. Die Marktlage ist sehr überschaubar, dank geringem Interesse sind die Preise am Boden. Auch top erhaltene Modelle in allen Karosserieformen mit H-Kennzeichen sind bezahlbar.

Subaru XT

  • Bauzeitraum: 1984 bis 1990
  • Leistung: 120 bis 136 PS
  • Gebraucht-Preise: ab ca. 10.000 Euro

Kann man den Subaru XT als japanisches Pendant des Porsche 959 betrachten? Fast so selten wie der nur 292-mal gebaute Allrad-Porsche ist der XT auf jeden Fall, besitzt ebenfalls Allradantrieb, Boxermotor (nur vier Zylinder), Turbotechnik (Mono- statt Registeraufladung). Hinzu kommen ausgefallene Technikleckerbissen wie Luftfederfahrwerk inklusive automatischer Absenkung ab 80 km/h und der sehr gute cW-Wert von 0,29 (959: 0,31). Allein die Leistung wirkt mit 136 PS ziemlich bodenständig.

So oder so, der Japan-Keil war – wie der Porsche 959 – seiner Zeit weit voraus. Die Motorhaube duckt sich flach in den Fahrtwind, das Heck schließt mit einer markanten Abrisskante ab. Unter der Haube erzeugt der 1,8-Liter-Boxer mit elektronischer Einspritzung ohne G-Kat 136 PS (ab 1988 120 PS). Das reicht für zügigen Vortrieb, von 0 auf 100 km/h geht's in 8,5 Sekunden. Unterstützt wird der Antrieb vom knackigen Fünfganggetriebe und dem Allradantrieb, der Traktion bei jedem Wetter bringt. Innen wartet futuristisches Cockpit-Design mit digitalem Tacho, Joystick-Bedienung.

Fazit
Die 80er-Jahre waren ein besonderes Jahrzehnt im Automobilbau. Dabei haben wir viele der unscheinbaren Typen damals verkannt oder schlicht übersehen. Dürfte ich unter diesen fünf wählen, würde ich zum XT greifen. Unrealistisch, denn extrem selten. Doch auch ein 626 würde mich glücklich machen.

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