Um schnell geradeaus zu fahren, braucht man nicht viele PS – beim Spurten zählt das Leistungsgewicht, also wie viel Kilogramm ein PS bewegen muss. Und beim Wedeln durch enge Kurven ist es ohnehin ein Segen, in einem leichten Auto zu sitzen. Das wusste nicht nur Rennwagenkonstrukteur und Lotus-Gründer Colin Chapman, das wussten auch die Citroën-Ingenieure, als die den AX entwickelten.
Schon bald nach dem Verkaufsstart in Frankreich im September 1986 bot Citroën den AX Sport an: mit Doppelvergaser und 95 PS bei 6800/min (abzulesen auf dem großen Drehzahlmesser) – ergibt bei 715 Kilogramm Leergewicht etwa 7,5 kg/PS. Beim TU-Basismotor mit 1360 Kubik reduzierten sie den Hubraum auf 1294 Kubik, damit Motorsport-begeisterte Kunden in der 1,3-Liter-Klasse antreten konnten. Werksangaben: 8,8 Sekunden von null auf hundert, 186 km/h Spitze. Ein Heckwischer war hier Serie – als Fahrer wollte man ja sehen, wen man alles hinter sich ließ.
Die Rennfahrer Dirk Adorf und Guido Thierfelder vom Team ETH Tuning nahmen 1992 in ihrem AX Sport sogar an der Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring teil.
Der AX GT, gestartet Anfang 1988, war zahmer: 1360 Kubik, mit 85 PS war er gut für 9,3 Sekunden auf Tempo 100 und 180 km/h Topspeed – aber dann musste ein Kat ins Auto, und trotz Wechsel auf Einspritzung blieben nur noch 75 PS übrig. Also bürgerliche 9,6 kg/PS.
Wie kam es zum Citroën AX GTi?
So konnte es nicht bleiben! Die Lösung für den Citroën AX und sein Schwestermodell Peugeot 106 kam 1991: Der 1360-Kubik-Motor bekam eine bessere Bosch-Motronic. Die bei Citroën nicht immer beliebten Kollegen von Peugeot steuerten den Motor bei, der auch im Peugeot 205 lief – so entstand neben dem mindestens 860 kg schweren Peugeot 106 XSi der Citroën AX GTi.
Je nach Markt und Abgasentgiftung leistet er 90 bis 100 PS – in Deutschland mit Kat 90 PS bei 6600/min und 117 Nm bei 4200/min. Die bärige Optik mit Spoilern, Plastik-Radläufen und dicken Rädern trug dazu bei, dass das Facelift-Modell nun 795 Kilogramm wog – ergibt 8,8 kg/PS. Schon besser! Ergebnis: 9,9 Sekunden von null auf hundert, 185 bis 190 km/h Spitze.
Wie benimmt sich der AX GTI in Kurven?
So richtig zu Hause fühlt sich der schnelle AX auf Landstraßen mit vielen, gern auch scharfen Kurven. Auf der Suche nach dem Scheitelpunkt kann er die Vorteile seines geringen Gewichts und des kurzen Radstands (knapp 2,29 Meter!) voll ausspielen.
Ein bisschen Erfahrung mit sportlichem Fahren vorausgesetzt, wetzt der Kleine nur so ums Eck. Spät und herzhaft bremsen, runterschalten, einlenken und wieder aufs Gas gehen, sobald die kurvenäußeren Reifen kleinsten Radius hinter sich haben. Herrlich!
Begeisterung bei AUTO BILD über den Citroën AX
AUTO BILD war vom Citroën AX angetan, als er 1987 in Deutschland auf den Markt kam – schon mit dem Goldenen Lenkrad von BILD am SONNTAG an Bord. Die Tester lobten die Platzverhältnisse an Bord, die komfortable Federung und die bequemen Sitze. Dazu fielen ihnen die Spurtreue, die leichte Lenkung und das präzise arbeitende Schaltgetriebe positiv auf. Der AX GTi federt längst nicht mehr so lässig, und die ohnehin hohen Lenkkräfte werden mit den 185/60er-Reifen nicht geringer. So ist der AX GTi am Ende mehr Lotus als Ente.
Was hat der AX GTI mit der Ente gemein?
Dass er so leicht ist, hat natürlich einen anderen Grund als bei Lotus. Die Citroën-Konstrukteure griffen ein schlaues Prinzip des 2 CV auf: Je leichter ein Auto, desto kleiner kann man Motor, Fahrwerk und Bremsen auslegen – desto günstiger lässt es sich also produzieren und verkaufen. Als der AX 1986 auf den Markt kam, wog die leichteste Variante nur 640 Kilo.
Ein weiterer Vorteil war, logo, der geringe Verbrauch: Der AX Sport mit Vergaser soff nach der damaligen Drittelmix-Norm im Schnitt 7,7 Liter, der AX GTi 7,2 Liter. 1989 erschien der 1,4-Liter-Diesel mit 53 PS, der zunächst mit 4,6 Litern auskam; die Version mit Oxi-Kat und längerer Übersetzung ab März 1992 nippte nur 4,2 Liter! Damals als sparsamste Auto auf dem Markt, heute noch ein Vorbild.
Citroën war 1986 gerade im Aufwind: Erstmals nach sechs Jahren machte die Marke wieder Gewinn, und die Franzosen steigerten ihren Absatz im europäischen Ausland um 10,8 Prozent. Intern sollte der "Plan Mercure" die Produktion so umorganisieren, dass es "null Pannen, null Ausschuss, null Lagerbestand" geben sollte. Oberstes Ziel war Kundenzufriedenheit.
Wie kam der AX auf die Chinesische Mauer?
Erinnern werden sich viele an die Werbekampagne der Agentur RSCG, bei dem ein AX auf der Chinesischen Mauer fuhr. Die Kommunistische Partei war zunächst skeptisch, aber eine Spende zum Erhalt ihres nationalen Kulturgutes überzeugte sie. Kreativdirektor Richard Raynal ließ einen (natürlich roten) AX etwa 350 Kilometer nordöstlich von Beijing auf der Mauer fahren. Eine Crew aus 65 Helfern manövrierte das Auto mit einem Gerüst aus Bambus auf das Bauwerk. Kameramann Raymond Depardon lief vor dem Auto her; im Film sieht es aus, als würde es mit 120 Sachen die Mauer entlangbrettern.
Die Pointe war der Slogan für den AX: "revolutionär". In einer zweiten Kampagne sah man ein asiatisches Kind, das zu dem Spruch mit zwei Fingern das "Victory"-Zeichen machte. Ironie der Geschichte: Das Kind war aus Tibet – dem Teil, in dem das Mao-Regime in den 50er- und 60er-Jahren jegliche Autonomie brutal beendete. Aber solche Details waren für den leichten AX zu schwer.
Was kostet der AX GTI heute?
Im deutschsprachigen Raum ist der AX selten geworden; der Anteil an AX Sport und AX GTi in den Börsen, teils mit Tuning, ist aber erstaunlich hoch. Der GTi wird natürlich deutlich höher gehandelt als ein normaler AX: Laut Classic Data ist er im Jahr 2025 in Zustand 3 rund 3700 Euro wert, in Zustand 2 sogar 6400 Euro.
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