Braucht viel Pflege oder verbraucht viel Sprit, das eint viele Oldtimer. Einige Marotten verzeiht man dem Klassiker einfach. Doch es gibt auch fahrbare Albträume, also Oldtimer, die ihren Besitzer bis zum Anschlag belasten. Und versenktes Geld nicht in Tausend-Euro-Beträgen, sondern in Zehntausenden erfordern. Oder designmäßig so verunglückt sind, dass der Betrachter quietscht.
Gut, die die Gefahr der unbezahlbaren oder an fehlenden Ersatzteilen scheiternden Reparatur fährt in jedem alten Auto mit. Natürlich kann man auch mit einem robusten Klassiker-Modell unglücklich werden bzw. pleitegehen – aber mit diesem dreckigen Dutzend gelingt Ihnen das garantiert! Hier kommen Oldtimer, die besser bei ihrem aktuellen Besitzer bleiben sollten.
Die Gründe sind so individuell verschieden wie die Historie der wenig glorreichen Zwölf. Die Gründe, warum man vor dem Kauf zurückschrecken sollte, sind vielfältig. Und das Urteil mag vernichtend ausfallen, es geht immerhin um die schlimmsten Klassiker aller Zeiten. Dieses Label heißt natürlich nicht, dass man mit diesen Klassikern zwingend baden gehen muss. Doch reden wir über Wahrscheinlichkeiten: Bei diesen Autos braucht man eine verdammt große Frustrationsresistenz. Und oft eine voluminöse Brieftasche.
Mercedes 450 SEL 6.9: teuer zu reparierender Superklassiker
Daher erneut der gute Rat (und der ist ausnahmsweise mal billig): Finger weg von diesem wie anderen schwer zu haltenden Klassikern! Beispielsweise vom Mercedes 450 SEL 6.9, und zwar aus diesem Grund: Eigentlich kann man von dem Auto nur träumen, oder? Doch die Top-Motorisierung der zweiten S-Klasse W 116, die 1975 auf den Markt kam, steckt voller fieser Fallen. Das fängt an mit dem sagenumwobenen V8: Ist er defekt, kostet die Revision mehrere zehntausend Euro. Was kosten die Hochgeschwindigkeitsreifen des seltenen Formats 215/70 VR15: Da werden um die 400 Euro fällig – pro Stück.
Design-Unglück Volvo 262 C
Zu den unschönsten Klassiker gehört auch ein bizarres Design-Unglück, die Coupé-Missgeburt Volvo 262 C. Außen gechoppte Diesellok, innen Darkroom à la Tarantino: Kein Wunder, dass sich selbst Geburtshelfer Bertone (der nur am Bau, nicht am Design beteiligt war) von diesem Auto distanzierte. Schwedische Hölzernheit und schwüler Pomp passen nicht zueinander. Oder essen Sie in der Jugendherberge mit goldenen Löffeln?
Keine Gnade auch für eine anachronistische Legende: Auf seine alten Tage wurde der Käfer als VW 1600i noch mal richtig modern, mit Einspritzung, Katalysator und Kopfstützen. Aber leider nicht besser: Späte "Mexikaner" krankten an Motor-Malaisen und rosteten schon, als sie in Rotterdam vom Frachter rollten.
Alles hat seine Zeit. Die des Käfers war in den 90ern längst abgelaufen, was alle gemerkt hatten – außer VW. Der vorletzte gebaute Última Edición steht bei AUTO BILD in der Garage.
Facel Vega HK 500
Der Gefährliche: Achtzylinder-Ballermann von Chrysler trifft Fahrwerkstechnik aus dem Kutschen-Zeitalter. So was kann nicht gut gehen! Knapp über Schritttempo beginnt beim Facel Vega HK 500 der Grenzbereich. Ob das abenteuerliche Fahrverhalten des Franzosen-Coupés ursächlich für einen Unfall war, bei dem 1960 der Schriftsteller und Nobelpreisträger Albert Camus ums Leben kam? On ne sait pas, man weiß es nicht.
AWS Shopper
Der Plattenbau: Hammer, Nietzange und Schlagbohrer genügten, um den AWS Shopper zu bauen. So sieht das Auto auch aus. Ex-Borgward-Händler Walter Schätzle verdanken wir die Heimwerker-Hütte auf Rädern. Bis heute gehört es zu den großen ungelösten Rätseln der Automobilgeschichte, wie er 1973/74 mehr als 1400 Käufern den mobilen Plattenbau aus (West!-)Berlin andrehen konnte – obwohl er teurer als ein Käfer war.
Stutz IV Porte
Das Zirkuspferd: Blattgold-Beschläge, Pseudo-Trittbretter und Sidepipe-Imitate: Das ist der Stutz IV Porte. Welcher Teufel hat Pininfarina-Stilist Paolo Martin bloß geritten, als er dieses Zirkuspferd auf Rädern schuf? Countrybarde Kenny Rogers zählte 1979 zu den ersten Käufern. Ob ihn der Schlitten zu seinem Hit "You Decorated My Life" inspiriert hat? Wollen wir lieber nicht wissen.
Railton F29 Claremont
Der Flusskiesel: "So sähe ein Jaguar aus, wenn Sir William Lyons noch lebte." Soweit William Towns’ anmaßende Einzelmeinung über den Railton F29 Claremont. Die Aluhaut, die der Ex-Aston-Martin-Designer dem XJ-S überstülpte, wirkt rund gelutscht wie ein Flusskiesel und raubt dem Rasse-Cabrio jegliche Eleganz. Zwei Exemplare wurden 1989 gebaut. Jedes war eines zu viel.
Mercedes 450 SEL 6.9
Der Übertriebene: "Bestes Auto der Welt" – ja, das war der Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 mal. Mittlerweile ist der Bonzen-Benz der 70er entzaubert. Seine überkomplexe Technik wirft die Frage nach dem Verhältnis von Aufwand und Ergebnis auf. Den hydropneumatisch gefederten Hubraumriesen hängt heute jeder wild gewordene Vertreterkombi ab, ein 450 SEL mit Stahlfahrwerk fuhr schon damals kaum schlechter. Killer-Kriterium sind allerdings die Preise für Ersatzteile – sofern es überhaupt noch welche gibt. Wasserpumpe 1618 Euro (nur im Austausch!), Federbeine überholen (neu nicht mehr zu kriegen) 6000 Euro. Das Beste oder nichts? Ganz ehrlich: dann lieber Letzteres.
VW Käfer 1600i
Der Anachronismus: Einspritzung, Katalysator, Kopfstützen: Auf seine alten Tage wurde der Käfer als VW 1600i noch mal richtig modern. Aber leider nicht besser: Späte "Mexikaner" krankten an Motor-Malaisen und rosteten schon, als sie in Rotterdam vom Frachter rollten. Alles hat seine Zeit. Die des Käfer war in den 90ern längst abgelaufen, was alle gemerkt hatten – außer VW.
Lancia Gamma Coupé
Die Fehlkonstruktion: "Technisches Engagement, das gängige Normen infrage stellt". Die Realität im Lancia Gamma Coupé ist viel nüchterner – und ernüchternd: Einsinkende Laufbuchsen. Trocken laufende Nockenwellen. Und Zahnriemen, die beim Kaltstart mit eingeschlagenen Rädern überspringen und den Motor killen können, weil der Gegendruck der an die Nockenwelle angeflanschten Servolenkpumpe zu groß wird. Porca miseria!
Volvo 262 C
Der Bizarre: Außen gechoppte Diesellok, innen Darkroom à la Tarantino: Kein Wunder, dass sich selbst Geburtshelfer Bertone (der nur am Bau, nicht am Design beteiligt war) von dieser bizarren Coupé-Missgeburt Volvo 262 C distanzierte. Schwedische Hölzernheit und schwüler Pomp passen nicht zueinander. Oder essen Sie in der Jugendherberge mit goldenen Löffeln?
Princess 2200
Der Klischeehafte: Wenn schon die patriotische Heimatpresse den Princess 2200 als einen von "Britain's worst cars" verspottete, muss ja was dran sein. Tatsächlich: Im Princess, dessen Untersteuertalent jeden alten Audi grün vor Neid werden lässt, bündelt sich das gesamte Können der britischen Autoindustrie der 1970er-Jahre. Ein Wunder, dass er trotzdem fährt.
Abarth Scorpione 1300
Die Bastelbude: Optisch ist der Abarth Scorpione 1300 gewisse ein Kracher, ansonsten aber eine Katastrophe: Der Mini-Miura vom Fiat-Friseur (Bodengruppe: 850, Motor: 124) ist eine originelle Bastelbude, mehr nicht. Taube Lenkung, matte Bremsen, heikler Grenzbereich ... Wer größer als 1,80 Meter ist, passt kaum hinein. Und 75 PS ziehen nicht die Salami von der Pizza. Lass stecken, Carlo!
Suzuki Vitara X-90
Der Überflüssige: Ein Allrad-Zweisitzer mit Targadach und Stufenheck? Willkommen in der Kategorie "Autos, die die Welt nicht braucht". Selbst Suzuki sah rasch ein, dass der Vitara X-90 die Antwort auf eine Frage war, die niemand gestellt hatte. Er tanzte nur einen Sommer. "Deutschlands erster Funster" (Werbe-O-Ton, 1996) blieb zum Glück auch der letzte.
Benz Patent-Motorwagen
Der Hitzescheue: Ja, der Benz Patent-Motorwagen fängt beim ersten Regentropfen an zu rosten. Und ja: Den Elchtest lassen wir mal lieber. Viel schlimmer aber: Der Hülsenschieber, der die Frischluftzufuhr zum Oberflächenvergaser reguliert, lässt sich nicht weit genug öffnen, um das Gemisch an heißen Tagen zündfähig zu halten. So kommt Carl Benz' Motorkutsche oberhalb von 30 Grad ins Stottern. Ironie der Geschichte: Schon in seiner Geburtsstunde kapituliert das Auto vor dem Klimawandel, den seine Nachfolger mit auslösen.
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