Mit einem erwartetet Erlös von 900.000 bis 1,2 Millionen Dollar (rund 767.000 bis 1,02 Millionen Euro) legte das Auktionshaus Sotheby's die Liquiditäts-Messlatte für den Käufer des Dodge Firearrow II ziemlich hoch. Aus mehren Gründen war das nachvollziehbar, denn es gibt nur vier Firearrows und jeder davon ist einzigartig. Entsprechend handelte es sich hier um ein Unikat, und zwar das erste wirklich fahrbare aus dem Jahr 1954. Unter dem damaligen Chefdesigner der Chrysler Corporation, Virgil Exner, entstand eine Reihe von Concept Cars, die später für die Serienproduktion als Antwort auf die Chevrolet Corvette oder den Ford Thunderbird vorgesehen waren. Beim ersten Firearrow handelte es sich noch um ein reines Showcar für die Bühne – ohne Motor. Nach großem Beifall wurden schnell Gerüchte über eine geplante Kleinserie laut. Der Zuspruch führte schließlich zum Bau jenes Autos. Auf der Monterey Car Week in Kallifornien ist der Dodge nun für 1,05 Millionen US-Dollar versteigert worden.
Keine Spiegel, keine Griffe
Der zweite Firearrow erhielt nicht nur Anpassungen in puncto Design, sondern auch ein schlagendes Herz. Unter der Haube sitzt ein Vierliter-Hemi-V8 mit 150 PS, den die Entwickler an eine Viergang-Automatik gekoppelt haben. Um ein echtes Vorserienmodell handelt es sich aber auch hier noch nicht, was an einigen fehlenden Details zu erkennen ist. Äußere Türgriffe fehlen ebenso wie Außenspiegel, Seitenfenster und ein Dach. Hinter der vorderen der beiden Heckklappen verbirgt sich stattdessen ein Ersatzrad. Spektakulär ist auch die rahmenlose Frontscheibe, von der Sie nur den kleinsten Teil sehen. Etwa zwei Drittel der Glasfläche stecken quasi im Auto – aus Stabilitätsgründen. Beim Transport des Fahrzeugs wird die Kristallglasscheibe sicherheitshalber entfernt, denn Ersatz gibt es natürlich nicht. Insgesamt ist die verwendete Plattform übrigens kein Fantasie-Konstrukt, denn sie stammt vom Dodge Royal. Die Karosserie dagegen entstand in Italien bei Ghia.
Wie Sie sich sicher denken können, war auch der Firearrow II ein Publikums-Treffer. Das Jet-Age-Design war absolut "en vogue". Es folgten der Firearrow III, ein Coupé und der Firearrow IV, abermals ein Roadster, allerdings deutlich seriennaher – mit Türgriffen, Dach und Außenspiegeln. Aus Gründen, die heute niemand mehr nachvollziehen kann, wurde die Serienproduktion des Sportwagens jedoch nie genehmigt. Stattdessen baute Dual-Ghia zwischen 1956 und 1958 insgesamt 177 Exemplare des D-350 und D-500. Ein Auto, das sich mit dem ganz großen Schöpflöffel Inspiration beim letzten Firearrow geholt hat. Der Ruhm hätte Dodge gehören können, denn zur erlesenen Kundschaft des Dual-Ghia zählten neben Richard Nixon auch Frank Sinatra und Dean Martin. Heute darf sich über diesen Umstand nur eine Person freuen, und zwar jene, die den Zuschlag für den Firearrow II erhielt. Damit zieht nämlich nicht nur ein eindrucksvolles Stück Automobilgeschichte, sondern auch ein einzigartiges Unikat in die heimische Garage ein. Wäre daraus ein Serienmodell geworden, hätte es heute sicher weniger Charme.
Klar, der Firearrow II kann tatsächlich fahren – doch die nervliche Belastung kann man sich kaum ausmalen. Ein Million-Dollar-Car, für das es nirgendwo auf der Welt auch nur ein einziges Ersatzteil gibt, sollte nicht mal einem Steinschlag zum Opfer fallen. Bei dieser extravaganten Frontscheibe wäre das sogar noch schlimmer als üblich. Ein solches Fahrzeug gehört aber eigentlich auch nicht in einen Privatbesitz hinter verschlossene Türen, sondern in ein Museum.
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