Porsche 683% Wertzuwachs schlägt DAX und deutsche Anleihen

6 years, 5 months atrás - 12 Julho 2018, welt
Porsche 683% Wertzuwachs schlägt DAX und deutsche Anleihen
Stuttgarter Banker haben einen Tipp für alle Investoren, die angesichts des Niedrigzins-Umfelds nach Alternativen suchen: Oldtimer.

"Für Kunden mit mehr als einer Million Euro an liquidem Vermögen kann ein Oldtimer mit Blick auf Rendite und Wertstabilität eine attraktive Beimischung für das Portfolio sein", sagt Jens Berner, Oldtimer-Experte im Asset Management der Südwestbank AG, in einem Interview mit Bloomberg News. "Nach der Finanzkrise waren die Anfragen nach alternativen Anlagen wie Kunst, Wein oder eben Oldtimern stark angestiegen."

Um Autoklassiker mit anderen Anlageformen vergleichen zu können, hatte die Bank 2010 den Oldtimer-Index OTX gestartet und diesen bis 2005 auch rückwirkend berechnet. Das Barometer spricht eine eindeutige Sprache. Während der Aktien-Leitindex DAX den Daten zufolge zwischen Anfang 2005 und dem Stichtag 1. Januar 2018 um 203,51 Prozent wuchs und der REX-P für deutsche Staatsanleihen um 58,22 Prozent kletterte, legte der OTX um 302,63 Prozent zu.

Besonders gut lief es für die Besitzer eines Porsche 911 mit Oldtimer-Status. In dieser Wagen-Kategorie erhöhte sich der Wert laut Index zwischen 2005 und 2018 um 682,93 Prozent auf zuletzt 129.737 Euro. In der Kategorie "BMW 503/507/3200 CS" ging es immerhin noch um 661,03 Prozent nach oben auf 551.750 Euro.

"Oldtimer können ein gutes Investment sein, wenn man das richtige Auto zum richtigen Zeitpunkt und zum richtigen Preis kauft", sagt auch Frank Wilke, Geschäftsführer beim Marktbeobachter Classic-Analytics. Als Blue-Chip würden Wagen gelten, die von berühmten Rennfahrern bei internationalen Rennen Erfolge eingefahren hätten und deren Historie lückenlos nachvollziehbar sei.

Ähnlich sieht das Roman Konrads, Chef des Autohauses Porsche-Zentrum Bensberg, einem Spezialisten für historische Porsche-Wagen. „Die Leidenschaft zum klassischen Automobil als Wertanlage ist heute mehr gefragt denn je", sagt er. In Zeiten, wo aktuelle Zinssätze von Sparanlagen nicht mehr überzeugen, erhält altbewährte Qualität in Form von seltenen Raritäten und Sondermodellen steigenden Wert."

Vorsicht bei Investment ist geboten

Allerdings ist laut Berner bei Oldtimer-Investments stets Vorsicht geboten, gerade jetzt bei den hohen Preisen. "Fälschungen sind ein großes Thema. Beispielsweise wenn ein Oldtimer zunächst in Einzelteile zerlegt und dann im Kombination mit neuen Teilen zu zwei Wagen zusammengebaut wird", warnt er. "Wenn von einer Reihe mit ursprünglich 200 gebauten Fahrzeugen plötzlich 300 Autos auf dem Markt sind, kann etwas nicht stimmen." Ratsam sei immer der Gang zu einem Gutachter.

In den OTX aufgenommen werden Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre alt sind und die von Herstellern aus dem süddeutschen Raum kommen. Darunter fallen Marken wie Audi, BMW, Daimler, Porsche und Opel. Die Berechnungen basieren auf Zulassungsdaten des Kraftfahrt-Bundesamts und Preisangaben des Fachmagazins Motor Klassik. Jene 20 Autos, bei denen das Produkt aus zugelassenen Wagen und Preis am höchsten ist, stellen die Index-Mitglieder.

Ermittelt wird das Barometer der Südwestbank, welche zur Cerberus-Tochter Bawag P.S.K. gehört, einmal pro Jahr. Für Berner bedeutet das jedes Mal viel Handarbeit. "Der Datensatz ist immens groß", sagt er. Immer im Frühjahr verwendet er mehrere Woche auf die Berechnung, unterstützt von Praktikanten.

Liquidität hängt vom Modell ab

Auf die Frage, wie liquide Oldtimer-Anlagen sind, hat Berner keine pauschale Antwort. "Das hängt ganz von dem Modell ab", sagt er. "Für einige Fahrzeuge gibt es nur wenige potenzielle Käufer. Bei anderen, wie etwa dem Porsche 911, ist der Markt hingegen relativ groß."

Grundsätzlich rät er Kunden, nur in Oldtimer ab einem Wert von 100.000 Euro zu investieren. Gutachten, Steuern, Versicherung, Garagenmiete, Wartung und andere Kosten würden bei einem geringeren Preis proportional stärker ins Gewicht fallen. Berner: "Unterm Strich sollte der Oldtimer-Anteil am Portfolio bei maximal zehn bis 15 Prozent liegen."

Wird 2017 allein betrachtet, zeigt der OTX einen Preisanstieg von 3 Prozent an. Auch der Deutsche Oldtimer Index des Verbands der Automobilindustrie (VDA), der anders ermittelt wird, kletterte in 2017. Bei ihm sind es 1,4 Prozent.

"Bei einer guten Aktie sagt man, dass man diese am Besten erst einmal für 5 Jahre in den Safe legt und dann schaut, wie sie sich entwickelt hat", sagt Rainer Dschüdow, Geschäftsführer beim Oldtimer-Marktplatz Pyritz Classics. "So sollten Sie es mit einem klassischen Automobil auch handhaben. Wenn Ihr Liebling dann im Wert stabil blieb oder stieg, sollten Sie sich freuen."

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