Der US-Präsident darf aus Sicherheitsgründen nicht selbst hinters Steuer. Während seiner Amtszeit nicht und danach auch nicht. Diese zwar nicht gesetzlich verankerte, aber dennoch seit Jahrzehnten gelebte Praxis dürfte den 46. Präsidenten Joe Biden überhaupt nicht erfreuen. Der 78-jährige Demokrat ist ein erklärter Autofan – und der Corvette-Liebhaber muss mit der Amtseinführung von seiner Corvette Abschied nehmen.
Dass Joe Biden die Sport-Ikone aus Detroit verehrt, kommt nicht von ungefähr. Er bekam 1967 von seinem Vater eine grüne Chevrolet Corvette Stingray zur Hochzeit geschenkt. Das bildschöne Cabriolet hat einen knapp 5,4 Liter großen V8 unter der Haube, der rund 350 PS leistet. Geschaltet wird manuell.
1967er Chevrolet Corvette Stingray in Bidens Erstbesitz
Biden senior war Verkaufsleiter in einem Chevrolet-Autohaus und infizierte seinen Sohn offenbar früh mit dem PS-Virus. Jedenfalls erinnerte sich Joe Biden 2016 in einem Interview mit US-Talkmaster Jay Leno mit vielsagendem Grinsen daran, wie er sich für den Highschool-Abschlussball jedes Jahr bei seinem Vater einen anderen Wagen auslieh. Darüber hinaus gab er freimütig zu: "Ich liebe Geschwindigkeit!" Im gleichen Gespräch hatte Biden ohne Nachdenken parat, dass er sein erstes Date ca. 50 Jahre zuvor in einem 1951er Plymouth zu Hause abholte. Wer kann sich an solche Details erinnern, wenn nicht ein echter Autofan? Die grüne Corvette ist seit 1967 auf Biden zugelassen und steht in einer trockenen Garage in Bidens Haus im US-Bundesstaat Delaware. Neben der Freude am Fahren verbindet Biden mit dem Auto Erinnerungen an die teils sehr traurige Familiengeschichte. Als Erstes ist da die Erinnerung an seinen Vater und dessen Fahrkünste. Tragisch: Seine erste Frau Neilia, die er 1967 heiratete, kam 1972 bei einem Autounfall ums Leben. Schließlich starb sein ältester Sohn Beau, der nächste Corvette-Fan in der Familie, 2015 an einem Hirntumor.
"Das hasse ich an meinem Job"
Diplomatische Ausdrucksweise gilt nicht als Stärke des neuen amerikanischen Präsidenten. Biden hat den Ruf, geradeheraus zu sagen, was er denkt. 2011 konnte das Magazin "Car and Driver" daher nach einem Interview mit dem damaligen Vizepräsidenten das Zitat drucken, nicht selbst fahren zu dürfen sei "das einzige, was er in seinem Job hasse". Vier Jahre später, 2015, verstieg sich Biden sogar darauf, in einer Rede vor Absolventen der Yale-Universität klarzustellen, dass die Corvette besser sei als die Produkte aus dem Hause Porsche. In einem kurzen Video seiner Präsidentschaftskampagne aus dem August 2020 äußerte er schließlich den Wunsch, die amerikanische Autoindustrie so zu modernisieren, dass sie in Zukunft wieder Sehnsuchtsobjekte wie seine Corvette auf die Räder stellt.
Was passiert nun mit Bidens Corvette? Verschiedene US-Medien legen den Gedanken nahe, der Präsident könnte seinen Wagen veräußern und die knapp 90.000 US-Dollar (rund 76.000 Euro) Erlös einem guten Zweck zukommen lassen. Aber vielleicht bleibt der Wagen auch in der Familie.
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